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Chapeau!

 

Voller bewegender Eindrücke und mit einer großen Hoffnung im Herzen blicke ich auf die erste Synodalversammlung in Frankfurt zurück. „Chapeau!“, rief uns Synodalen der Beobachter der Evangelischen Kirche, Thies Gundlach am Ende zu. Und das spricht mir ganz aus dem Herzen. Ich ziehe den Hut vor der Freiheit und Klarheit, in denen viele – auch Bischöfe - ihre Meinung und ihre Erfahrungen geteilt haben.

 

Ich ziehe den Hut vor dem spürbaren Willen einer ganz breiten Mehrheit der Synodalen, die in Respekt voreinander und im Blick auf die Menschen etwas in unserer Kirche in Bewegung bringen wollen. Ich ziehe den Hut vor Mara Klein und Janosch Roggel, die mit ihren mutigen persönlichen Statements zu ihrer Lebensgeschichte viele – auch mich - sehr bewegt haben.

 

Ich habe den Eindruck, dass allen Unkenrufen zum Trotz ein gemeinsamer Weg begonnen hat, der zu Reformen in unserer Kirche führen wird. Der Wille dazu war einmütig spürbar, bei fast allen Vertreter*innen des Volkes Gottes, einschließlich der Priester und Bischöfe.

 

In dieser Stimmung schaue ich auf meine zukünftige Mitarbeit im Themenforum Sexualethik – oder wie es offiziell heißt „Leben in gelingenden Beziehungen - Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“. Eine große Chance – aber auch eine hohe Verpflichtung und wahrscheinlich viel Arbeit und Zeit. Danke für das Vertrauen der Synodalversammlung, die mich in das Forum gewählt haben.

 

Die kirchliche Sexualmoral hat viele Menschen tief verletzt und wird von den allermeisten als nicht hilfreich für ihr Leben erlebt. Dafür wäre ein kirchliches Schuldbekenntnis notwendig.

 

Viele lehramtliche Normen werden bisher aus Scham verschwiegen, auch von mir. Das muss sich ändern – und das sieht eine überwältigende Mehrheit der Pastoralreferent*innen in Deutschland ebenso. Wir haben sie dazu befragt.

 

Anders ist das bei den Werten, die dahinter stehen. Ich möchte Werte wie Treue und Respekt, Verantwortung füreinander und für neues Leben, Liebe und Zärtlichkeit für die Menschen von heute so durchbuchstabieren, dass sie Relevanz für die gelebte Sexualität der Menschen heute entfalten können. Dazu gilt es, auf alle gelebten Formen der Sexualität ohne Scheuklappen hinzuschauen und die gelebten Werte darin wertzuschätzen. Sexualität ist ein Gottesgeschenk – und alle Menschen sind Geschöpfe Gottes.

 

Ich habe bei ganz vielen Synodalen eine ehrliche Bereitschaft erlebt, aus dem Glauben heraus und für die Menschen mit ihren so unterschiedlichen Lebensgeschichten neue Wege in der Sexualethik und den damit verbundenen Fragen wie etwa Segnungen zu wagen. Damit gehe ich frohgemut in die Beratungen des Forums und weiter auf dem synodalen Weg.

 

Der Weg entsteht im Gehen...

 

Marcus Schuck