Pastoralreferent*innen und andere Berufsgruppen

Die Deutsche Bischofskonferenz erhebt jährliche Eckdaten über die pastoralen Mitarbeiter*innen in der Pastoral. Der BVPR hat diese Angaben aufbereitet, um die Berufsgruppe der Pastoralreferent*innen im Zusammenwirken von Gemeindereferent*innen, Priestern und Diakone darzustellen.

Dabei kommentieren wir die statistischen Zahlen, um spezifische Merkmale der Pastoralreferent*innen darzustellen.

 

Quelle: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Kontinuierliche jährliche Erhebung statistischer Eckdaten über Priester, Diakone und andere hauptamtliche Mitarbeiter/innen in der Pastoral 2021. Mai 2022 sowie frühere Erhebungen.

 

Die Statistik bestätigt den Trend von weniger werdenden Seelsorger:innen, die auch seit einigen Jahren Gemeinde- und Pastoralreferent:innen erfasst.

Die Abgänge von Seelsorger:innen (durch Ruhestand, Tod, Freistellung, Exkardinierung) sind größer als die Zugänge (durch Weihe, Anstellung). Prozentual zur Gesamtzahl der Berufsgruppe betragen die Rückgänge bei Inkardinierten Weltpriestern 9,8%, nicht am Ort inkardinierten Weltpriester 2,2%, Ordenspriester im Dienst des Bistums 1,8%, Gemeindereferent:innen 2,4%, Pastoralreferent:innen 2,2%.

In der Statistik taucht erstmals eine neue Gruppe auf: "Weitere pastorale Mitarbeitende". Diese wird weiter unten dargestellt.

 

Nicht dargestellt wird hier die Kirchliche Raumgliederung.

 


Anzahl der Pastoralreferent*innen in Deutschland

3198 Pastoralreferent:innen arbeiten in den Bistümern, 133 von ihnen sind freigestellt zu Studium oder ähnlichem. 3065 Pastoralreferent:innen sind 2021 im aktiven Dienst.

 

Vollzeit oder Teilzeit

Arbeiten Seelsorger:innen eigentlich 24/7?

Unabhängig von unterschiedlichen Erwartungen gelten für Seelsorger:innen auch die Bestimmungen von Wochenarbeitszeiten innerhalb einer 5 oder 6 Tage-Woche. Die hauptamtliche Beschäftigung ermöglicht daher die Möglichkeit einer Voll- oder Teilzeitbeschäftigung oder auch die Möglichkeit einer Freistellung (beispielsweise für ein Studium).

So gibt die DBK Statistik 2021 an, dass 4318 Gemeindereferent:innen und 3198 Pastoralreferent:innen angestellt sind. Die meisten arbeiten in Vollzeit, der Anteil der Teizeitbeschäftigung beträgt 30,2% für Gemeindereferent:innen und 22,2% für Pastoralreferent:innen.

 

Wer ist in der Gemeinde (territorial) tätig?

Während Gemeindereferent:innen ursprünglich ausschließlich im Gemeindedienst eingesetzt worden sind, hatten einige Bistümer Pastoralreferent:innen ursprünglich überwiegend in übergeordneten Bereichen eingesetzt. Das hat sich in den letzten Jahrzehnten geändert. 1996 waren etwa 86% der Gemeindereferent:innen und 63% der Pastoralreferent:innen im Gemeindedienst tätig. 2021 sind dies 74,9% der Gemeindereferent:innen und 50,6% der Pastoralreferent:innen.

 

12693 Seelsorger:innen sind hauptamtlich in der Pfarreiseelsorge tätig:
Inkardinierte Weltpriester (32,9%), Nicht am Ort inkardinierte Weltpriester (5,4%), Ordenspriester im Dienst des Bistums (10,7%), Ständige Diakone im Hauptberuf (4,5%), Ständige Diakone im Zivilberuf (10,0%), Gemeindereferent:innen (24,3%), Pastoralreferent:innen (12,2%).

Wer ist in anderen Seelsorgebereichen (kategorial) tätig?

4531 Seelsorger:innen sind hauptamtlich in anderen Seelsorgebereichen tätig:
Inkardinierte Weltpriester (18,9%), Nicht am Ort inkardinierte Weltpriester (7,2%), Ordenspriester im Dienst des Bistums (11,4%), Ständige Diakone im Hauptberuf (5,0%), Ständige Diakone im Zivilberuf (1,3%), Gemeindereferent:innen (22,8%), Pastoralreferent:innen (33,4%).


1514 Pastoralreferent:innen wirken darin in:
Krankenhaus, Alteneinr., Behinderte (30,1%), Leitung u. Verwaltung (Bistum /Region / Dekanat) (25,4%), Schuldienst (9,8%), Kinder- / Schüler- / Jugendarbeit/ -verbände (5,9%), Hochschulen, Priesterausbildung (5,2), Erwachsenenbildung / Akademie (4,7%), Justizvollzug, Reintegration (3,4%), Caritas / soziale dienste, Beratung (3,2%), Polizei-, Notfallseelsorge (1,8%), Betriebsseelsorge (1,4%), Exerzitien (Spiritual) (1,0%), Öffentlichkeitsarbeit, Medien (0,8%), Ausländerseelsorge (0,7%), Militärseelsorge (0,5%), Verbände, Vereine, Hilfswerke (Leitung) (0,4%), Geistliche Bewegungen (0,1%), nicht einzuordnen (5,7%).

 


Die Entwicklung der Pastoralreferent:innen

In der Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils entstand der Beruf der Pastoralreferent:innen. 1971 wurden die ersten Männer ausgesandt. Der Name geht auf die Empfehlung der Würzburger Synode (1971 bis 1975) zurück. Seitdem wuchs die Berufsgruppe stetig an.

In den folgenden Grafiken lassen sich einige Entwicklungen visualisieren.

 

Tabelle 4:

 

Vor den 1990er Jahren haben sich Pastoralreferent:innen größtenteils mit höheren Zahlen in den Bistümern etabliert. 1994 kamen sie in Essen und 2020 in Paderborn hinzu.

Die Hamburger Linie beginnt 1995, weil im November 1994 das Erzbistum Hamburg errichtet worden ist aus Teilen des Bistums Osnabrück und dem Administrationsbezirk Schwerin.

In den Bistümern Dresden-Meissen, Erfurt, Görlitz und Magdeburg werden Theolog:innen als Gemeindereferent:in beschäftigt. Die Berufsbezeichnung Pastoralreferent:in ist dort nicht gebräuchlich. Die jährlichen DBK Statistiken weisen jedoch in den 90er Jahren Pastoralreferent:innen aus für Dresden-Meissen 9 (1990), Erfurt 12 (1990) bzw. 6 (1991), Görlitz 1 (1990) bzw. 2 (1991-2002).

 

Einstellungsstops in der Vergangenheit

Die markanten Einbrüche in allen Bistümern zeigen Entwicklungsphasen an, in denen die Bistümer einen Einstellungsstop (2000-2005) verhängten, vielfach begründet mit Personaleinsparungen infolge der Finanzentwicklung. Mancherorts wurden damals Ausbildungszentren aufgelöst. Die längste dieser Phase vollzog sich im Bistum Hildesheim über 15 Jahre.

 

Bis etwa 2015 galt in vielen Bistümern auch ein gebremstes Wachstum, da sich die Anstellungsqoute von Pastoralreferent*innen an der Zahl der Priester orientierte. Mancherorts wurde als Richtwert kolportiert: 1/3 hauptamtliche Laien auf 2/3 Priester. Über lange Zeit herrschte die Befürchtung, hauptamtliche Laien würden die Notwendigkeit von Priestern verdrängen.

 

Pastoralreferent:innen haben ein hohes Durchschnittsalter

Die Altersstruktur der Pastoralreferent:innen weist auf eine Überalterung hin. Die Berufsgruppensynopse, die der BVPR 2017 veröffentlichte, gibt an: Der (die) Pastoralreferent:in "ist im März 1967 geboren und wird im Jahr 2034 in den Ruhestand gehen (bei angenommenen Rentanenalter von 67 Jahren). Genauere Angaben haben nur die Personalverwaltungen der Bistümer. Diese Angaben fließen nicht in die DBK Jahresstatistik ein.

So weisen die sinkenden Kurven der letzten Jahre hin auf das Ausscheiden von Pastoralreferent:innen in den Ruhestand.

 


Die einzigen Berufsgruppen mit Frauen

Die Pastoralreferent:innen starten anfangs vor 50 Jahren mit ausschließlich Männern. Anders die Gemeindereferent:innen, die bereits in den 1920er Jahren als Seelsorgshelferinnen begannen, damals ausschließlich Frauen.

 

In der obigen Grafik erscheint eine neue Berufsgruppe, die weiter unten dargestellt wird.

 


Pastorale Berufsgruppen

In der oben dargestellten Gesamtzahl der Seelsorger:innen ist zu berücksichtigen, dass Kleriker (Priester und Diakone) weiter geführt werden, auch wenn sie bereits im Ruhestand sind. Viele wirken auch im Ruhestand mit.

 

In der Gruppe der Nicht am Ort inkardinierten Priestern stammen 57,9% aus ausländischen Bistümern.

 

Für die Berufsgruppe der Diakone ist bezeichnend, dass der überwiegende Anteil einem Zivilberuf nachgeht und in einer Teilzeitbeschäftigung seelsorgerlich arbeitet. Einige sind im Ruhestand tätig.

Die DBK Statistik 2021 nennt 3253 Diakone, von denen 1260 Diakone im Hauptberuf sind und 1993 mit Zivilberuf sind. Im aktiven Dienst sind 804 Diakone im Hauptberuf und 1330 Diakone im Zivilberuf.

 

Die Statistik benennt weiter, wer davon noch im aktiven Dienst steht.

Abweichend von der DBK Statistik wird hier bei den aktiven Bischöfen die Zahl derer aufgeführt, die Mitglied der Vollversammlung der Bischofskonferenz sind.

 

 

Weitere pastorale Mitarbeitende

In der Statistik taucht erstmal eine neue Berufsgruppe auf. „Mit einem Zusatzbogen sind zudem Angaben zu weiteren pastoralen Mitarbeitenden erhoben worden, die bislang aufgrund ihrer Profession nicht erfasst wurden. Insgesamt gibt es 479 weitere pastorale Mitarbeiter in 21 (Erz-)Diözesen, wobei der überwiegende Teil der Mitarbeitenden weiblich (72,7 %) und in Teilzeit (53,4 %) tätig sowie unbefristet angestellt (85, 6 %) ist.“ (DBK Statistik 2021, S.3).

Über die Ausbildung und die Tätigkeit dieser pastoral Mitarbeitenden ist nichts Weiteres bekannt. Die hohe Anzahl verweist auf eine längere Praxis, die ebenfalls unbekannt ist.

 

Vermutlich liegen verschiedene Modelle vor. Deshalb hat der BVPR in einigen Bistümern nachgefragt. Die Antworten skizzieren diese Praxis:

 

Bistum Limburg: Multiprofessionelle Seelsorgeteams

Vor kurzem wurden „multiprofessionellen Stellen in Pastoralteams" eingeführt.


Der Grundgedanke ist, innerhalb einer festgelegten Befristung von 5 Jahren für jede Stelle das jeweilige Pastoralteam dank der Mitarbeit einer weder theologischen noch religionspädagogischen Fachkraft (die auch nicht in Crashkursen „antheologisiert" o.ä. wird) deren spezifische Perspektive kennenlernen und sich aneignen zu lassen. Damit ist auch ausgeschlossen, dass jene „seelsorgs-fernen" Berufsträger:innen als „Lückenbüßer:innen" fungieren.


Die Teams haben diese Stellen nämlich zu beantragen und zu schildern, in welcher Richtung sie sich einen solchen benefit erhoffen. Wenn anklingt, dass ein Sozialarbeiter den Bereich „Sozialpastoral" übernehmen soll oder eine Jugendbildungsreferentin die Jugendarbeit, wird die Stelle NICHT genehmigt.


Zwei Beispiele: Auf der ersten dieser Stellen arbeitet ein Sozialarbeiter u.a. in der EKO-Vorbereitung mit (organisatorisch, betreuerisch etc.) - um die KollegInnen dann darauf hinweisen zu können, was sie in sozialarbeiterischer Perspektive vielleicht noch nicht im Blick haben (z.B. besondere Herausforderungen für Alleinerziehende, Patchwork, Prekäre usw. usf.).
In der Landeshauptstadt Wiesbaden hat eine Sozialwissenschaftlerin den Auftrag, das Team zu sensibilisieren für aktuelle respektive akute politische und kommunale Themenstellen, z.B. fehlender Wohnraum (wo Kirche aktiv werden könnte) oder die Vernetzung mit Bürgerinitiativen.

Bistum Osnabrück: unterschiedliche Professionen

In Osnabrück werden als weitere pastorale Mitarbeitende eingesetzt:
* Dekanatsjugendreferent:innen;
* Jugendreferent:innen im Gemeindedienst;
* Sozialpädagog:innen im Gemeindedienst;
* Theolog:innen, die nicht als Pastoral/Gemeindereferent:innen gesendet sind (zum Teil auch promovierte Theologen);
* Ordensschwestern, die keine klassische theologische Ausbildung vorweisen, aber in einer Einrichtung einen seelsorglichen Auftrag wahrnehmen (z. B. Altenpflegeeinrichtungen);
* Katechetinnen, die in der Gemeindepastoral mitarbeiten (häufig zuvor Erzieherin oder aus ähnlichen Berufen).


München, den 17.7.2022

Martin Holzner