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4 Orte - eine Zusammenschau

Ein kleiner Rückblick auf die Regionalversammlungen gestern von uns vier Synodalen in ganz unterschiedlichen Genres.

 

1. Berlin
Ester zeigt die Stimmung im Sketch-Note-Bild rechts.

 

2. Frankfurt

Susanne berichtet kämpferisch aus Frankfurt:

„Der synodale Weg ist lang, der Kurie wird angst und bang`“

;„Wenn ich groß bin, werde ich Päpstin!“,

„Auch ich kann Priesterin!“;

„Gott beruft auch Frauen! – Prüft endlich unsere Berufungen – es ist Eure Pflicht“;

„Weiheämter auch für Frauen!“

Zitate einiger Plakate, mit denen wir Mitglieder der Regionenkonferenz vor dem Dominikanerkloster in Frankfurt empfangen wurden.

Das klang schon ziemlich kämpferisch und stimmte gut in die Versammlung auch, denn gekämpft wurde hier auch:

 

- am Vormittag: über die Deutungshoheit der Coronakrise:

Kardinal Woelki kritisierte, dass die Kirche keine Antwort auf Krankheit, Leiden und Tod gegeben habe. Bischof Bätzing hielt dagegen und verwies auf seine positiven Erfahrungen digitaler Verkündigung, mit der er viele Menschen erreichen konnte.

Gestritten wurde um den Begriff der Pastoralmacht, der gefiel einigen Bischöfen gar nicht (z.B. Bischof Kohlgraf). Die Vizepräsidentin des ZDK, Frau Lücking-Michel forderte, dass es sich bei „Pastoralmacht“ nicht nur um Gestaltungsmöglichkeiten für Priester handeln dürfte; der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz forderte die Beteiligung derer, die keine Macht haben.

 

Am Nachmittag über die Frage: was dürfen die Frauen?

Prof. Emunds lobte die Vorlage und forderte, dass ehrlich benannt wird, dass der Ausschluss von Frauen in der deutschen Gesellschaft als ungerecht angesehen wird. Ihm widersprach sofort Kardinal Woelki: ihm fehle die petrinische Verankerung, wörtlich: „der Herr wählte frei, die er wählen wollte“. Das sei keine Frage der Gerechtigkeit.

Beeindruckt hat mich vor alle Frau Lücking-Michel, die wie eine Löwin für die Rechte der Frauen kämpfte und meiner Meinung völlig Recht hat, wenn sie sagt, dass es letztlich nicht an theologischen Argumenten, sondern an der Machtfrage hängt, ob Frauen Zugang zu den Ämtern erhalten. Einen Lacher auf ihrer Seite hatte Frau Podlinski, die die Katholische Landvolkbewegung (KLB) vertritt: Es sei höchste Zeit für Veränderungen, wenn sogar die westfälischen Landfrauen zu Maria 2.0 überlaufen würden.

 

 

3. Ludwigshafen

Eine "Sternstunde des Synodalen Wegs" nannte Birgit Mock die Regionenkonferenz in Ludwigshafen. Im "liberalen Südwesten" (Moderator Christian Hermes) gelang ein vertiefter, guter Dialog zu den Corona-Herausforderungen und den Papieren aus den Foren - so hat das auch Marcus erlebt.

Bischof Franz-Josef Bode stellte unwidersprochen Konsens zur Vorlage des Frauen-Forums fest. Es gab viel Zustimmung zu Laienpredigt, Tauferlaubnis und Trauassistenz für Frauen/Laien. Bischof Gebhard Fürst wies dazu auf den Ritus der Beauftragungsfeier für Pastroralreferent*innen hin, in dem eine Bibel überreicht wird und damit insbesondere zur Verkündigung beauftragt wird. Wenn Frauen durch die Umsetzung der Vorlage stärker in die Verantwortung kommen, ist das keine Beruhigungspille, um die Frauenweihe hinausschieben zu können. Im Gegenteil: Das wird eine Dynamik entfalten, die diese Frage noch drängender machen wird. Da waren sich Bischöfe und Laien in verschiedenen Beiträgen einig.

Die Bischöfe bekamen mehrmals den klaren Auftrag: Macht einfach! Wartet nicht auf Beschlüsse der Synodalversammlung, denn das ist eure Verantwortung!

Auch die Voten des Sexualitätsforums bekamen starken Rückenwind, während einzig Bischof Franz Jung Sympathie für die Alternativvoten erkennen ließ. Es gab viele gute Anregungen: Blick auf Singles, zölibatär Lebende, unfreiwillig Kinderlose etc. unbedingt ergänzen! Konsequent die Lehre unter dem höchsten Wert der Menschenwürde entwickeln! Das macht anschlussfähig an die Gesellschaft. Die Verletzlichkeit der Menschen im intimen Bereich der Sexualität schützen! Die Verletzungen und Ausschließungen von Menschen wegen ihrer Sexualität (z.B. in kirchlichen Berufen) durch Machtmissbrauch der Kirche bekennen und ändern.

Brauchen wir eine Weiterentwicklung der kirchlichen Sexuallehre? Die Antwort aus Ludwigshafen ist ein eindeutiges Ja.

Für den weiteren Synodalen Weg hat die Idee eines Grundsatzpapiers (ähnlich "Unsere Hoffnung" der Würzburger Synode), in dem synodale Kirche und ihr Beitrag für die Menschen in einer durch Corona verunsicherten Gesellschaft beschrieben wird, gute Resonanz gefunden.

 

4. München

Konstantin hat ein paar Zitate mitgebracht:
"Die Predigt der Zukunft darf kein 10minütiger Monolog sein, der aus dem Internet abgelesen wird, egal ob von Laien oder Priestern". - Kardinal Marx wies darauf fin, dass wir es uns nicht leisten können Frauen von der Predigt auszuschließen und widerspricht damit nicht das einzige Mal am Tag seinem Mitbruder Voderholzer. Die Frage nach Frauen und damit auch Laienpredigt scheint von der Mehrheit deutlich befürwortet und eigentlich längst durch.

"da ist es dann nicht mehr Esoterikwochenende, sondern schon Aburdistan" - Ein Arzt sprach deutlich aus, dass traditionelle kirchliche Sexualmoral in seinem Umfeld nicht verständlich ist. Auch hier spricht er damit wohl für die meisten der Delegierten. Ein ehrliches Ringen und vor allem ein gutes Zuhören prägen die Versammlung.

"ich möchte mit ein paar Fragen beginnen" - Bischof Voderholzer versucht schon zu Beginn die Legitimität der Moderation in Frage zu stellen und grundsätzlich Kritik zu üben. Aber der Moderation gelingt es das gut abzufedern und auch der Bischof bringt sich den Tag über ruhig und mit seiner Meinung ein. Die wird gehört, es gibt Zustimmung und Widerworte. So geht Dialog!

"dann geh halt zur Evangelischen Kirche" - für mich der Ausreißer des Tages. Ein lauter Zwischenruf von Weihbischof Graf aus Regensburg an den Münchner Diözesanratsvorsitzenden, der gesagt hatte, dass es ihm nicht darum gehe zu diskutieren, was Frauen dürften, sondern wie lange wir es uns noch leisten könnten Frauen auszuschließen.

"die Berufungen von 50% der Berufenen haben ja gar keine Chance auf objektive Prüfung" - viel Zustimmung fand Sr. Philippa Rath mit ihrem Widerspruch zu Aussage, dass es ja auch bei Männern welche gibt, deren Berufung zum Priester von der Kirche (schon im Priesterseminar abgelehnt werden muss).

"In einer Kirche, in der es schon viele Bischöfe gibt, die offen sind zu versuchen Frauen auch einzubinden .möchte ich nicht arbeiten". Eine U30-Delegierte reagierte damit auf den Hinweis einer anderen Delegierten, dass doch schon so viel gibt, wo Frauen eine Rolle spielen könnten."Wenn die Braut z.B. in einem Männerordern nur von Männern repräsentiert werden kann, dann muss doch auch der Bräutigam von einer Frau repräsentiert werden können". Ein Dekan aus Bamberg machte deutlich, wie schnell manches Argument an die Grenze kommt und hatte laute Lacher auf seiner Seite.

"im Digitalen, da gibt es ganz viele wie mich, aber wenig ZuhörerInnen"  Die Poetin Nora Gommringer brachte eine ganz andere Seite ein und zeigt die Aktualität der Debatten. Irgendwie können Künsterler*innen ehrlicher bennenen, wie sehr ihnen die Krise weh tut.

"Wir müssen bennen, dass wir Lehrveränderung wollen, nicht eine blumige Rede von -reflexion und -vertiefung". Einer meiner eigenen Beiträge :-) Mein Eindruck ist, dass ich mich da einer Meinung mit vielen weiß. Vielleicht war auch gestern manch konstruktiver Dialog nur möglich, weil noch nichts zu entscheiden war, aber er hat gut getan.