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Ist das wirklich „meine“ Kirche?

Vor dem digitalen Treffen der Mitglieder der Synodalversammlung Anfang Februar 2021

Ist das wirklich „meine“ Kirche? Die Vorgänge in Köln lassen mich daran zweifeln. Sie lassen mich zweifeln an der Aufrichtigkeit bischöflichen Aufklärungswillens, sexualisierte Gewalt und die Strukturen, die sie begünstigt, aufzuklären. Ich erlebe, dass Verantwortung weggeschoben wird (nach Rom), dass unabhängige Aufklärung, d.h. eine Aufklärung, die nicht im Auftrag eines Ortsbischofs erfolgt, sondern von einer unabhängigen Instanz, nach wie vor nicht stattfindet. Stattdessen geht in der katholischen Kirche alles so weiter wie bisher: wir feiern Weihnachten und Neujahr, die Sternsinger kommen.
Bald kommt auch das digitale Format des unverbindlichen Zusammenkommens, das an die Stelle der in Präsenz geplanten Synodalversammlung gesetzt wurde. Ich habe übrigens dafür plädiert, die Versammlung der Delegierten digital durchzuführen. Auch das ZdK hat im Herbst digital getagt, mir bleibt unverständlich, warum das für die Delegierten der Synodalversammlung nicht möglich sein soll.

Allerdings bin ich jetzt doch ganz froh, dass es ein digitales Format geben wird und dass ich nicht – wie in der ersten Synodalversammlung – neben Weihbischof Schwaderlapp aus Köln sitzen muss. Netter Small-Talk wie vor einem Jahr ist für mich nicht mehr vorstellbar. Auch er steht ja im Verdacht, die kirchenrechtlichen Vorgaben nicht eingehalten zu haben.

Damit bin ich aber auch wieder bei meiner Frage: Ist das wirklich „meine“ Kirche, in der nach wie vor Männer das Sagen haben, die im Zweifel lieber Täter schützen als aufzuklären und die keine Verantwortung übernehmen wollen?  Ist die katholische Kirche nicht doch eine Kirche der Kleriker, die unabhängig von allen demokratischen Errungenschaften wie Gewaltenteilung und freie Meinungsäußerung tun und lassen können, was sie wollen?
Von Sexismus und Diskriminierung meines Geschlechtes und Menschen nicht-binären Geschlechtes ganz zu schweigen?

Was also tun?
Rückzug in die Nische („bei uns in Limburg ist es zum Glück nicht so schlimm…“)?
Hoffen gegen alle Hoffnung (so wie es Sr. Philippa Rath bei ihren Eröffnungsstatement im Frankfurter Dom sagte)?
Worauf soll ich hoffen? Dass doch noch Verantwortung übernommen wird? Dass Aufarbeitung vor Täterschutz stehen wird? Ist das realistisch?
Was also tun? Die Hoffnung auf Veränderung aufgeben? Welche Konsequenzen hätte das für mich?
Ich bin nicht sicher….

Susanne Schuhmacher-Godemann

9. Januar 2021