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Hoffnung in der Hoffnungslosigkeit

Als Synodaler bin ich oft zu Bildungs- und Diskussionsveranstaltungen eingeladen. Schon häufiger bekam ich am Ende zu hören: "Danke. Ihr Engagement macht mir Mut. Endlich mal einer, der noch Schwung und Energie hat und daran glaubt, dass was voran geht." Oder so ähnlich.
Selbstkritisch frage ich mich dann: Ist die Hoffnung, die ich verbreite, gerechtfertigt oder durch irgendetwas gedeckt? Angesichts von Schrumpfungsdepression, mangelndem Aufklärungswillen, klerikalen Fassaden, Machtmissbrauch und Reformstau. Darf ich Hoffnung stiften angesichts verbreiteter Hoffnungslosigkeit?
Jetzt, nach der Onlinekonferenz des Synodalen Wegs der letzten beiden Tage: ein vorsichtiges JA.
Denn es geschieht etwas. Immer mehr Synodale wagen sich aus der Deckung. Auch die Bereitschaft zu Kritik unter Bischöfen steigt. Die Erkenntnis, dass am Ende keine weichgespülten Texte stehen dürfen, setzt sich durch. Fehlentwicklungen werden benannt. Die Digitalkompetenz steigt. Und vor allem: Die Stimme der Betroffenen hat einen guten Ort in der Versammlung gefunden und erinnert uns an die Wurzel des Synodalen Wegs.
Das ist noch nicht genug, aber es ist genug, hoffnungsvoll zu sein.

 

Ein paar Schlaglichter als persönliches Resumee der Onlinkonferenz - unsortiert und subjektiv:
- Bewegende Statements von Betroffenen prägten den ersten Tag der Onlinekonferenz des Synodalen Wegs. Sie erfuhren viel Solidarität und wurden in zahlreichen Wortmeldungen herzlich in der Synodalversammlung aufgenommen. Eine schmerzhafte Leerstelle ist gefüllt.

- "Die Tat ziert den Mann."
Damit machte einer der Betroffenenvertreter deutlich, worauf es ankommt. Beim Aufklären. Jetzt sofort. Aber auch bei allem, was wir auf dem Synodalen Weg anpacken. Dann sogar Mann und Frau.
- Die Ungleichzeitigkeit zwischen den Foren ist riesig.
Während im Forum Macht und Gewaltenteilung bereits erste Texte vorliegen, die auch konkrete Handlungsimpulse enthalten, scheint das Forum priesterliche Existenz noch danach zu suchen, wie man das Thema überhaupt angeht. Allen Foren wünsche ich - und nicht nur ich - Mut, zum Teil viel mehr Mut. Auch Dinge, die weh tun, müssen angesprochen werden. Die Spannung zwischen ganz grundsätzlichen Fragen wie "Wofür braucht es sakramentale Priester heute überhaupt?" und konkreten Handlungsempfehlungen wie "Finanzkontrolle der Bistümer" ist groß.
- Mehr Kommunikation tut Not.
Nach einem Jahr verspricht das Präsidium, jetzt vielleicht doch eine Kommunikationsplattform für den Austausch unter den Synodalen bereitzustellen und die Bereitschaft für Weitergabe von Kontaktdaten abzufragen. Dann können endlich auch Nicht-Forums-Mitglieder sich vernünftig einbringen.
- Manches darf nicht mehr stehen bleiben.
Wenn eine Mitsynodale einen kausalen Zusammenhang zwischen Homosexualität und Missbrauch herstellt, dann muss der Widerspruch deutlicher werden. Diskriminierung muss ein Ende haben.
- Einheit entsteht durchs Mitnehmen
Viel zu oft lassen sich Leute noch immer einreden, dass die Einheit der Kirche gefährdet ist, wenn sich was bewegt. Die Einheit ist aber viel mehr gefährdet, wenn sich so viele abwenden.
- Manche Themen machen Lust
Wenn im Forum Macht eine Handlungsempfehlung zum Thema Bischofswahl in Deutschland vorbereitet wird, dann macht mir das wirklich Lust. Denn da könnte Partizipation ganz konkret werden. Auf geht's!
- Nicht mehr orthodox?
Der orthodoxe Beobachter machte deutlich, dass man, wenn einem regelmäßig die Katholizität abgesprochen wird, in guter Geschwisterschaft mit ihm steht. Nur wird ihm halt ständig die Orthodoxie abgesprochen. Wohltuende Solidarität. Wobei die dadurch benötigte Energie natürlich in beiden Fällen völlig sinnlos vergeudet ist.
Fortsetzung folgt. Gott sei Dank. Und um seinetwillen.
Konstantin Bischoff