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Trotz schwerer See: Der Kurs stimmt.

Die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit macht manche Umfrage deutlich. So die repräsentative Umfrage von Bild, in der fast zwei Drittel der Katholik:innen den Rücktritt aller deutschen Bischöfe wünschen. Andersherum verhält es sich bei der Umfrage, die wir pr4syn am Beginn des Synodalen Wegs unter Pastoralreferent:innen gemacht haben.

 

Gewaltenteilung bei kirchlicher Machtausübung, Ämtervergabe auf Zeit, vorbehaltlose Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften und ihre Segnung. Diese Erwartungen hatten über 90 Prozent der Pastoralreferent:innen vor der 1. Synodalversammlung. Das jedenfalls hatte die Umfrage ergeben, die wir pr4syn im Januar 2020 gemacht hatten. Über 400 Kolleg:innen hatten sich beteiligt – etwa 13 Prozent der in den deutschen Bistümern arbeitenden Pastoralreferent:innen – , eine hohe Beteiligung, ohne dass die Umfrage den Anspruch erheben kann, repräsentativ zu sein.

 

Jetzt, zur 2. Synodalversammlung, lohnt sich ein Blick in die erarbeiteten Texte, die dort in erster Lesung beraten werden: Inwiefern wurden die Erwartungen erfüllt? Spiegeln die Beschlussvorlagen die Meinung der Berufsgruppe wider?

 

Um es kurz zu machen: ein klares Ja. Trotz teilweise schwerer See liegen wir auf Kurs.

Bevor ich im einzelnen die vorliegenden Grundtexte der Foren „Macht und Gewaltenteilung“ und „Leben in gelingenden Beziehungen“ auf einzelne Aspekte abklopfe, ist unverkennbar, dass die Richtung, die der Synodale Weg eingeschlagen hat, dem Wunsch der Pastoralreferent:innen in weiten Teilen entspricht.

 

Mit 97 Prozent (84 Prozent stimmten voll, 13 Prozent eher zu) hatten die Pastoralreferent:innen dafür plädiert, zwischen sakramentaler Macht und Leitungsmacht zu unterscheiden und diese zu teilen. Genau das ist eine Grundentscheidung, die der vorgelegte Grundtext aus dem Forum Macht und Gewaltenteilung trifft. Er beschreibt die Möglichkeiten, die das Kirchenrecht schon jetzt mit der Unterscheidung von Weihe- und Leitungsgewalt bietet. Sie gilt es „aufzugreifen und zu verstärken“ und die Rechte und die Beteiligung der Gläubigen auch kirchenrechtlich zu stärken.

 

Bei der Besetzung kirchlicher Ämter sollen Mitwirkungsverfahren aller Gläubigen eingeführt werden. Dies möchten auch 88 Prozent der Pastoralreferent:innen. Konkrete Vorschläge dazu liegen zur Besetzung von Bischofsstühlen und Pfarrstellen vor.

 

Dass Ämter auf Zeit vergeben werden sollen, fordert der Grundtext übereinstimmend mit 89 Prozent der Kolleg:innen. Immerhin 79 Prozent setzten sich dafür ein, Leitung grundsätzlich im Team wahrzunehmen. Dies fehlt allerdings noch im vorliegenden Grundtext.

 

Eine klare Übereinstimmung zwischen Grundtext und Meinungsbild der Pastoralreferent:innen (94 Prozent Zustimmung) besteht darin, dass Verfahren von klarer Gewaltenteilung bei der Ausübung von Macht in der Kirche eingeführt werden sollen. Macht soll immer wirksam kontrolliert werden und das Handeln der Amtsinhaber:innen effektiv an ihnen vorgegebenes Recht gebunden werden.

 

Ebenfalls einen Grundtext hat das Forum zur Sexuallehre der Synodalversammlung zur ersten Lesung vorgelegt. Er setzt sich für eine deutliche Veränderung der kirchlichen Sexuallehre ein und verschiebt die Gewichte eindeutig von der bisher vorherrschenden Sünden- und Verbotsorientierung zu einer positiven Sicht auf die lebensgestaltende Kraft der Sexualität und betont die Freiheit und Gewissensentscheidungen der einzelnen. Er macht die Werte Menschenwürde, Selbstbestimmung, gegenseitige Achtung, Treue und Verantwortung stark, wie es 97 Prozent der Pastoralreferent:innen wünschten. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften werden wertschätzend anerkannt (92 Prozent Zustimung in der Umfrage). Segensfeiern sollen für sie möglich sein (96 Prozent Zustimmung) und Sex nicht nur in der Ehe erlaubt sein (87 Prozent Zustimmung). Was die Ehe angeht, so setzt sich der Grundtext wie 77 Prozent der Kolleg:innen dafür ein, dass die Ehe „ein angemessener, ja bevorzugter Ort für Fruchtbarkeit“ ist. Es wird aber vermieden, andere Beziehungsformen dagegen abzuwerten. Mit 96 bzw. 98 Prozent der Pastoralreferent:innen macht sich der Text für verantwortete Elternschaft in der Ehe stark, also gegen eine Engführung der Fruchtbarkeit auf jeden ehelichen Geschlechtsverkehr und für die Entscheidung der Partner:innen über die Wahl von Verhütungsmitteln.

 

Auch über Lust und Selbstbefriedigung findet der Grundtext positive Worte. Diese positive Sicht auf „self sex“ teilten 93 Prozent in der Umfrage.

 

Das Frauen-Forum hat noch keinen Grundtext eingebracht, allerdings als sein Ziel eine geschlechtergerechte Kirche formuliert, was einer großen Mehrheit der Kolleg:innen entspricht.

 

Der Text des Forums „Priesterliche Existenz“ kommt in den entscheidenden Fragen noch zu keinen Festlegungen, so dass hier ein Vergleich mit der deutlichen Ablehnung des Pflichtzölibats (95 Prozent in der Umfrage) noch nicht möglich ist. Der Vergleich mit der Umfrage ist daher derzeit noch nicht möglich.

 

Marcus Schuck