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Gemeinsame Verantwortung, keine Kollektivschuld


Marcus und ich (Esther) haben im letzten Jahr einen forenübergreifenden Antrag ans Präsidium initiiert, der ursprünglich unter dem zugegeben vielleicht unglücklichen Stichwort „Schuldbekenntnis“ lief. Er hat sich inzwischen aber in Zusammenarbeit mit dem Betroffenenbeirat und dem Präsidium weiterentwickelt.
Heute darf ich diese Initiative der Synodalversammlung vorstellen: 

Ich engagiere mich hier nicht in erster Linie dafür, dass Frauen Priesterinnen werden (das sollen sie) oder das Priester heiraten können (das sollen sie dürfen).

Ich beteilige mich am Synodalen Weg, um ganz konkret etwas gegen die systemischen Missbrauchsstrukturen zu tun.

Und wenn die Frauenordination, ein Synodalrat, die Segnung von Homosexuellen oder ein verändertes Priesterbild dazu beitragen, dann ist das gut. Aber es geht mir weniger darum, hier bestimmte Themen durchzusetzen als vielmehr mit dafür zu sorgen, dass unsere Kirche wieder zu einer Gemeinschaft wird, die die Schwachen schützt, sich um Seelen sorgt und am Maßstab des Evangeliums orientiert.

 

Ich bin (wie hoffentlich die meisten hier) keine Täterin und ich trage keine persönliche Schuld, die ich bekennen müsste. Aber ich sehe und spüre eine persönliche Verantwortung für das Thema Missbrauch in unserer Kirche. Es geht also nicht um eine Vergemeinschaftung von Schuld — die ist und bleibt allein bei den Tätern. Es geht auch nicht um eine verallgemeinerte Verantwortung für die Aufarbeitung — die liegt bei den Bischöfen und sie müssen sie tragen.

Es geht um die Anerkenntnis, dass wir alle Teil haben an der systemischen Verstrickung, von der wir uns befreien und umkehren müssen. Wir wollen eine Reflexion über die je eigene Verantwortung für diese Umkehr und Erneuerung anstoßen.
Dazu gehört der kritische Rückblick, wo ich selbst — um es mal ein bisschen fromm zu sagen: vielleicht „nichts Böses getan, aber Gutes unterlassen habe“; wo ich nicht wahrhaben wollte/konnte; wann ich vielleicht Anzeichen übersehen und Stimmen überhört habe. Wir wollen die Auseinandersetzung und das persönliche Gespräch anregen und die Frage erörtern, wie wir alle, in Wort und Tat glaubhaft an der Seite der Betroffenen stehen können.

 

Diese Auseinandersetzung wird nur schwer in den Foren oder der Synodalversammlung zu führen sein. Deshalb haben wir beantragt, eine Gruppe einzusetzen, die sich Gedanken macht, wie unsere gemeinsame Verantwortung für das Thema Missbrauch bearbeitet werden kann. Sie soll einen Weg oder die Methode dieser Auseinandersetzung erarbeiten. 

Ob das am Ende in eine liturgische Form der Klage, einen Ritus der Buße, ein Schuldbekenntnis oder etwas Ähnliches münden kann, soll diese Gruppe erarbeiten und der Synodalversammlung vorschlagen.

Dieser Gruppe sollen je ein Forumsmitglied und 4 weitere zu wählende Mitglieder aus der Synodalversammlung angehören, die nicht in Foren mitarbeiten. Außerdem hat Bischof Bode bereits Mitarbeit zugesichert und Johannes Norpoth hat sich als Vertreter des Betroffenbeirats bereit erklärt, diese Gruppe kritisch zu begleiten.

 

Wie sind der Meinung, es braucht neben den anderen Themen auf dem Synodalen Weg  auch diesen Schritt und werden ihn weiterhin gemeinsam vorantreiben.