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Die unbekannten langjährigen Kolleg:innen

Sie sind mehr als es je in Europa Pastoralreferent:innen und - assistent:innen gab. Sie sind echt mit uns vergleichbar. Gut, die Zugangswege erinnern mehr an Österreich und ihre Anstellungsträger mehr an die Schweiz, ihre Einsatzgebiete aber in jedem Fall auch unseren. Die Rede ist von mehr als 40.000 US-amerikanischen lay ministers.

Ausgehend von einem Kontakt beim 2nd worldmeeting of lay ministers war ich, Konstantin Bischoff, Mitinitiator unseres worldnetwork of lay ministers von der National association for Lay Ministry in den USA zu einem national summit nach Chicago eingeladen.

 

Drei Tage war ich in intensivem Austausch; es ist wirklich erstaunlich, dass wir bisher davon so wenig wussten. Also jetzt:

 

  • Es gibt mehrere tausend amerikanische Kolleg:innen – in Vollzeit, Teilzeit oder ehrenamtlich.
  • Ihre Berufe sind ähnlich alt, wie wir es sind. 
  • Viele von ihnen sind theologisch hervorragend ausgebildet. Mehr als die Hälfte hat einen theologischen Masterabschluss.
  • Ihre Arbeitsfelder ähneln unseren sehr: Pfarreien, Diözesen, Verbände, Krankenhäuser, Gefängnisse, Leitungsaufgaben...
  • Mindestens die große Mehrheit steht für eine sehr offene und menschliche Kirche, die vor allem inklusiv ist, sich für Flüchtlinge einsetzt und auf Herzensbildung von Menschen setzt. Stichwort für Profis: Orthokardia.
  • Dieselben Herausforderungen werden benannt: die Rolle von Frauen in der Kirche, der Umgang mit Sexualmoral, Klerikalismus, sinkende finanzielle Mittel, Pfarreien, die zusammengelegt werden, Nachwuchsmangel, fundamentalistische Gemeinschaften, Polarisierung...
  • Manches habe ich auch als sehr anders erlebt. Man redet viel schneller davon, wie man der Kirche "dient" ("I serve the Church as a..."), Glaubenskurse für Erwachsene sind an der Tagesordnung. Viele der lay ministers tragen die tolle Berufsbezeichnung "Director of Faith Formation" oder "Director of Evangelisation". Insgesamt ist die Sprache deutlich religiöser gefärbt.
  • Außerdem ist die Anstellungssituation vieler prekär; ein Pfarrer- oder Bischofswechsel kann sie schnell ihren Job kosten und bringt dann weite Umzüge mit sich. Universitäten und Diözesen sind viel mehr vernetzt. Anders als bei uns bilden sich die vielfältigen Migrationshintergründe in der US-Kirche auch unter den lay ministers ab.

Als ich dann unser Netzwerk in einem kleinen Grußwort vorstellen durfte, war das Interesse groß, denn auch in Amerika war man sich nicht bewusst, dass man viele europäische Kolleg:innen hat. Wie gut, dass sich das hoffentlich jetzt ändert und die internationale Vernetzung sich vertieft.

 

Nebenbei bin ich tief beeindruckt von der Herzlichkeit, dem großen Interesse und dem Wunsch nach Austausch, dem ich begegnet bin. Nicht einen Moment war ich allein. Das ist ein schöner Teil von Weltkirche. Das Amerika, das ich durch diese Kolleg:innen – ja, friends, wie sie sagen würden – kennenlernen durfte, ist mir sympathisch.Ich bin froh, dass ich manche der Abgebildeten beim dritten world meeting in Rom wiedersehen werde...

 

Wer auch Lust hat, ein bisschen internationale Luft zu schnuppern schaut mal auf layministers.org vorbei, dort gibt es in Kürze die Möglichkeit sich zu einem digitalen Treffen während des nächsten worldmeetings anzumelden. 

 

Wer sich vertieft mit der Situation amerikanischer lay ministers beschäftigen möchte, findet hier einen Report, den sie gerade angefertigt haben, und aus dem hervorgeht, welche  Ausdifferenzierungen in  Ausbildung, Anstellung, Einstellung ... so )

 

Konstantin Bischoff