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Synodalität geht auf die Langstrecke - der Synodale Ausschuss startet

"Entscheidend ist, dass Synodalität auf Dauer gestellt wird", so sagte Esther Göbel, mit mir Mitglied der Vollversammlung des Synodalen Wegs vor zwei Jahren auf die Frage, was der wichtigste Beschluss aus "ihrem" Forum Macht und Gewaltenteilung sein würde.

Heute geht es hier einen Schritt weiter. Der Synodale Ausschuss konstituiert sich in Essen. Drei Jahre Zeit um dauerhafte Strukturen (weiter-)zu entwickeln, die Synodalität als veränderte Grundhaltung in Kirche zu implementieren, damit Kirche weniger anfällig für Machtmissbrauch und einsame Entscheidungen wird. 

 

Auf der 5. Synodalversammlung wurde ich durch die Vollversammlung des Synodalen Wegs  gewählt und ich habe dieses Mandat angenommen. Zeit für ein paar Startbemerkungen:

 

1. Worum geht's?

Der Synodale Ausschuss ist ein Übergangsgremium. Die deutschen Diözesanbischöfe, Vertreter:innen des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken und 20 weitere Gewählte versuchen in drei Jahren:
- Eine  Struktur zu entwickeln, wie es dauerhaft gelingen kann, dass nicht nur Bischöfe in der Kirche in Deutschland über wichtige Entwicklungen beraten und auch entscheiden(!). Das ist das, was immer Synodaler Rat genannt wurde. 

- die Evaluation der Beschlüsse der Synodalversammlung vorzubereiten und ihre Entwicklung voranzutreiben.

- Die Initiativen weiterzuentwickeln, die auf dem Synodalen Weg in den Synodalforen und der Synodalversammlung beraten worden sind. Dazu gehört, zeitnah über die Texte, die in den Synodalforen beraten und beschlossen wurden und nicht mehr in die Synodalversammlung eingehen konnten, zu entscheiden.

- Sich mit der Frage, was Synodalität bedeutet, auseinanderzusetzen.

Der ganze Text mit allen Aufgaben, beschlossen von der 4. Synodalversammlung hier. 

Ganz konkret geht es in den kommenden beiden Tagen in Essen darum, diesen Ausschuss arbeitsfähig zu bekommen. Satzung, Geschäftsordnung, Arbeitsweise ... aber auch der kritische Austausch über das Finanzierungsdesaster etc. stehen auf der Agenda.

 

2. Meine Motivation

Im ganzen Synodalen Weg geht es darum, dass wir neue Strukturen in Kirche nicht deswegen brauchen, weil es vielleicht aus klugen Überlegungen heraus angezeigt wäre, sondern weil die bisherigen mitverantwortlich dafür sind, dass es so viel Machtmissbrauch in Kirche geben konnte und gibt. Damit das gelingen kann, braucht es eben mehr, als ein paar große bunte Versammlungen mit hübschem Logo und ganz viel Öffentlichkeit. Es bracht die Langstrecke. Das dauerhafte Erinnern, dass sich was ändern muss, weil es so wie es ist, gefährlich ist. Wenn nach dem Synodalen Weg alle Strukturen genauso wären wie vorher, dann wäre er ein verlogenes Feigenblatt. Aber dieses auf Dauer ist anstrengend. An der Frage, dass sich quasi alle einig sind, dass gaaaaanz viel Beratung durch mööööglichst viele soooo wichtig ist, aber viele Bischöfe sich mit einer ENTSCHEIDUNGSKOMPETENZ für Nicht-Bischöfe so schwer tun, zeigt sich: Ein Game-Changer war der Synodale Weg noch nicht. Maximal sein Beginn. 

Die Synodalversammlung hat mich mandatiert, diesen Weg auf die Langstrecke mitzugehen. Also mache ich das. Es geht nicht darum, dass wir in den kommenden drei Jahren erfolgreich sind, sondern darum, dass Voraussetzungen geschaffen werden, in denen dauerhafter gearbeitet, gerungen, der Heilige Geist gesucht, kritisiert, Macht kontrolliert und Zukunft angegangen werden kann. Ich werde versuchen,  klar zu sein, möglichst wenig faule Kompromisse einzugehen, sondern ganz bewusst auf die Knackpunkte hinzuweisen. 

 

3. Mein Eindruck 

Die Tatsache, dass trotz Beschluss vier Diözesanbischöfe den Ausschuss finanziell nicht mittragen, ja versuchten, ihre Kollegen zu erpressen und wohl auch nicht kommen werden, zeigt, wie mühselig das wird. Auch das Ringen um die letzten Texte im März verheißt nicht nur Gutes. 

Aber: Ich bin nicht hoffnungslos. Ich stimme all denen, die glauben, dass unsere, ja auch meine Kirche, nicht reformfähig ist, nicht zu. Die Beharrungskräfte sind krass. Das System erhält sich selbst. Die Schritte sind miniklein, viel zu klein. Aber es lohnt sich — um der vielen willen, die in der Kirche und mit der Kirche Glauben leben und lernen, Gott suchen und aus dem Vorbild Jesu heraus versuchen, die Welt zu gestalten. Meine Erwartung ist nicht, dass jetzt alles anders wird. Eine Hoffnung auf den schnellen Fortschritt habe ich nicht. Ich fühle mich aber verpflichtet, das Meine beizutragen. 

Alleine der gestrige Tag zeigte mir das: 
- Mehrere Nachrichten anderer Synodaler erreichten mich mit guten Wünschen und der Hoffnung, dass wir das Begonnene fortsetzen.

- Eine von krassem Machtmissbrauche in Kirche betroffene Person sucht das Gespräch vor Ort mit mir als Seelsorger und schildert von ihren Wegen trotz und mit den Erfahrungen, die sie machen musste.

- Die Tagesordnung des nächsten Seelsorgeteams zeigt wieder einmal, wie krass die Veränderungen sein werden, die Kirche mitmachen wird. Strukturveränderung muss auch hier mehr sein als Fusion des Alten. 

 

 

Konstantin Bischoff